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»Schlund« ist ein Roman aus dem literarischen Edel-Untergrund. Ein Werk der Nihilprosa. Ein abgründiges Buch, ätzend und unversöhnlich. Irgendwo angesiedelt zwischen Jörg Fauser, Ror Wolf und Helene Hegemann. Für vom Leben Genervte, Angewiderte oder mit der eigenen Existenz grundsätzlich Unzufriedene die erste Wahl. Für Akademiker Pflichtlektüre.
Student Schlund droht zerrieben zu werden zwischen seiner Abschlussarbeit und den Widrigkeiten des Uni-Alltags. Dozenten, Kommilitonen, Menschen ganz allgemein martern den nervösen Feingeist. Damit nicht genug: In Schlund herrscht der Formungsdrang. Er gerät außer Kontrolle, je näher der Abgabetermin seiner Magisterarbeit heranrückt. Realität und Fiktion werden zu einer gefährlichen Einheit. Sie provoziert Schlund und zwingt ihn in die Entscheidung. Eine irre Fahrt beginnt. Sie endet magisch-realistisch.
»Schlund säte und erntete in Lichtgeschwindigkeit. Gigantische Bestände fuhr er ab. Alles war exklusiv in ihm gediehen. Nun war Erntedankfest, fruchtbarer Kult. Schlund als Anbaugebiet, nie war er wertvoller. Der junge Mann, er. Was baute er an? Kohlrabi? Fast. Etwas ganz ähnliches drehte er aus den Äckern, trug es in Kisten zusammen und drückte es liebevoll in Gurte. Er verteilte Kosenamen, vergab Streicheleinheiten. An nichts sollte es mangeln! Dann loderte das Mündungsfeuer auf und eisern mischte sich die frohe Botschaft des Kommenden unters altbunte Volk. Das auslösende Geschütz, Schlund hing dahinter. Ausbrennen. Abfackeln. Die Rauchsäulen wanderten. Mit dem Brandmal-Abdruck des Aussätzigen glitt Schlund durch den Hauptausgang. Mühsam hielt er das Selbstgespräch in der Dose, behutsam verborgen in seiner Ich-Dunkelkammer. Schlund pflügte verbrannte Erde und inspizierte die schwärzesten Furchen. Der junge Mann, er.«
Gebunden, 128 Seiten
ISBN 978-3-96644-002-8
Beschreibung
„Till Röckes Protagonist heißt Schlund. Schlund frisst Phrasen, käut sie heimtückisch wieder, speit sie orgiastisch aus. Seine Lanze ist die Lakonie. Jeder Satz ein Treffer. Abgebrühte Lebensweisheit schwillt pöbelhaft zum expressionistischen Stakkato an. Röckes schmaler Band bebt im Überschwang kaltschnäuziger Einfälle: die Poesie der letzten Gegenwehr. Täglich eine Seite Schlund hilft mir, am allgemeinen Blödsinn fröhlich zu verzweifeln.“
Frank Böckelmann
Till Röcke (*1981) veröffentlicht in verschiedenen Publikationen des literarischen Untergrunds (Cocksucker, Ratriot, Maulhure u.a.) und in TUMULT. Vierteljahresschrift für Konsensstörung. Letzte Buchveröffentlichung: Radardenker: Traktat über Gottfried Benns Phase II. Treuenbrietzen 2013.